Vorige Woche lese ich in einem Informationsblatt, das ich auf der Homepage vom ÖIF gefunden habe, dass Asyl‐ und subsidiär Schutzberechtigte (ab dem vollendeten 15. Lebensjahr, denen der Status nach dem 31.12.2014 zuerkannt wurde) eine Integrationserklärung unterschreiben müssen. Damit verpflichten sie sich, „zum einen, die grundlegenden Werte der Rechts‐ und Gesellschaftsordnung einzuhalten und zum anderen, dass sie der gesetzlichen Pflicht nachkommen, an den angebotenen Deutsch‐ und Wertekursmaßnahmen teilzunehmen, mitzuwirken und diese abzuschließen.“
Ich rufe spontan beim ÖIF an, weil es da ein paar Dinge gibt, die ich nicht verstehe.
Ich frage die Dame, was denn die „grundlegenden Werte der Rechts‐ und Gesellschaftsordnung“ seien. Sie sagt, darüber könne sie mir keine Auskunft geben, weil für diese Formulierung das Ministerium zuständig sei. Ich solle mich ans Integrationsministerium wenden.
„Aber bei Ihnen unterschreiben die Menschen doch diese Erklärung. Wo genau passiert das denn?“, frage ich.
„Bei der Orientierungsberatung. Die Menschen kommen in eines der Integrationszentren des ÖIF. Dort werden sie beraten, welchen Sprachkurs sie besuchen sollen usw.“
„Aber wie geht das? Können das Ihre KollegInnen bei der Orientierungsberatung?“
„Nein, aber die schicken die Leute weiter zum Team Sprache, die machen die Sprachberatung.“
„Aha und – um auf meine Frage eingangs zurück zu kommen ‐ können mir Ihre KollegInnen von der Orientierungsberatung sagen, was mit den „grundlegenden Werten der Rechts‐ und Gesellschaftsordnung“ gemeint ist?“ „Naja, ich weiß nicht, ob die jetzt abheben, weil die sind gerade so mit den Beratungen beschäftigt. Ich verbinde Sie mit dem Team Werte.
Ich werde mit einer Mitarbeiterin des Team Werte verbunden.
„Guten Tag, ich habe eine Frage. Können Sie mir bitte sagen, was die „grundlegenden Werte der Rechts‐ und Gesellschaftsordnung“ sind?
„Naja, das sind z.B. das Sozialversicherungssystem, die Gleichberechtigung von Mann und Frau, dass alle Menschen in Österreich die gleichen Rechte haben, die Demokratie …“
„Danke, wie lange dauern eigentlich diese Wertekurse?“
„8 Stunden“
„Und das alles kann man in 8 Stunden lernen? Das sind ja zum Teil philosophische, ethische, juristische Fragen, die sehr komplex sind“.
„Naja, es gibt Dolmetscher.“
„Wer unterrichtet überhaupt in diesen Kursen? Was muss man dazu können?“ „Da muss man eine Ausbildung machen.“
„Wo denn?“
„Bei einem externen Anbieter.“
„Und welcher ist das?“
„Bitte fragen Sie das meine Teamleiterin.“
„Wie lange dauert denn die Ausbildung?“
„Sie ist mehrwöchig. Fragen Sie bitte meine Teamleiterin.“
„Ich habe gelesen, dass es Sanktionen gibt, wenn jemand nicht „mitwirkt“ oder die Integrationsmaßnahmen nicht abschließt. Was heißt denn das und wer entscheidet das?“
„Naja, ich vermute die vom Magistrat. Aber fragen Sie meine Teamleiterin. Wenn Sie mir Ihre Telefonnummer geben …“
„Ich bin in der nächsten Zeit schwer zu erreichen, geben Sie mir bitte die Durchwahl Ihrer Teamleiterin.“
„Sie ist jetzt in einer Besprechung, aber am Montag ist sie wieder erreichbar.“
Immerhin habe ich erfahren, dass (ich hoffe, es stimmt) AsylwerberInnen und subsidiär Schutzberechtigte, die seit Dezember 2014 eine Deutschprüfung geschafft haben, diese nicht ganz wiederholen, sondern nur einen Werteteil nachmachen müssen. Woraus der genau besteht, weiß ich leider nicht.
In Zukunft sollen die Werte lt. Auskunft einer der Damen vom ÖIF sowohl in den Deutschkursen, als auch in den 8‐stündigen Kursen vermittelt werden.
Montag
Ich rufe unter der Nummer an, die mir ein paar Tage vorher gegeben worden war, weil viele meiner Fragen noch immer offen sind.
Es hebt nicht die genannte Dame, sondern wieder eine einfache Mitarbeiterin des ÖIF ab und erklärt mir, dass die Teamleiterin diese Woche auf Urlaub und deren Stellvertreterin erst wieder am Mittwoch zu erreichen sei.
Auf meine Frage, was denn genau die „grundlegenden Werte der Rechts‐ und Gesellschaftsordnung“ seien und wie man die in 8 Stunden lernen bzw. lehren könne, konnte auch sie mir keine Antwort geben.
Auf meine Frage, womit denn die über 50 (!) auf der ÖIF‐Homepage aufgelisteten MitarbeiterInnen des Teams Werte beschäftigt seien, antwortet sie: „mit administrativen Aufgaben“.
Fortsetzung folgt.
(ein_e DaZ-Lehrende_r)
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