“Bezahlt uns endlich fairer, sonst habt ihr keine Lehrer_innen”

Aktion der Kolleg_innen aus Deutschland (Aktionsbündnis Deutsch als Fremdsprache Hannover) vom September 2017: https://www.youtube.com/watch?v=HA-YSsHUi6E&feature=youtu.be

Das Bündnis DaF/DaZ-Lehrkräfte fordert eine 1,56-Faktorisierung, was bedeutet, dass einer vollen Stelle mit 39 Stunden pro Woche 25 UE entsprechen.

“Alles andere ist für Vor- und Nachbereitung. Auch die GEW geht in ihrer Rechentabelle zum Mindestlohn in der Weiterbildung von 25 UE und 38 Stunden pro Woche aus. Wir, die DaFZ-ler, werden nur dann unsere Lage verbessern, wenn sich mehr Kolleg*innen im Bündnis engagieren: https://www.dafdaz-lehrkraefte.de/mitmachen/
Eine Stelle, wo die Schulleitung dazu auffordert, die Vor- und Nachbereitung im Unterricht zu erledigen, und 40 UE pro Woche zu schuften ist sofort abzulehnen und dem Bündnis zu melden: info@dafdaz-lehrkraefte.de.
Wir infornieren dann die Gewerkschaften und das Bamf, Am 10. Januar haben wir einen Termin beim Bamf. Natürlich werden wir auch dies thematisieren.”

Mehr Infos: https://www.dafdaz-lehrkraefte.de/mitmachen/

Franz Kafka lässt grüßen (Teil2)

Einige Tage später versuche ich abermals mein Glück und rufe wieder beim ÖIF an. Ich erreiche die
stellvertretende Leiterin des Teams „Werte“. Sie ist freundlich und hilfsbereit. Als ich sie frage, was
denn genau die „Werte der Rechts- und Gesellschaftsordnung“ laut Integrationsgesetz seien,
antwortet sie: “Gute Frage! Damit werden wohl die 9 Module auf der Homepage vom ÖIF gemeint
sein.“
Sie sei nur Koordinatorin der Wertekurse, mehr könne sie mir nicht sagen. Aber die Rechtsabteilung
werde mir sicher Auskunft geben.
Als ich frage, welche Qualifikationen erforderlich seien, um in den 8-stündigen Werte- und
Orientierungskursen zu unterrichten, verweist sie mich auf die Personalabteilung.
Für alle anderen Fragen solle ich mich an den Bereichsleiter der Wertekurse wenden. Sie gibt mir
seinen Namen und die Telefonnummer.
Ich suche auf der Homepage des ÖIF die 9 Module, finde sie aber nicht.
Leider erreiche ich nicht den Herrn Bereichsleiter selbst, sondern seine Sekretärin. Die etwas
schroffe Dame erklärt mir, ihr Chef sei in einer Besprechung und werde mich am Nachmittag
zurückrufen. Ich warte vergeblich.
Also rufe ich am nächsten Tag die Teamleiterin des Teams „Werte“ an, die inzwischen von ihrem
Urlaub zurückgekommen ist (s. voriger Beitrag zum Blog). Sie verweist mich gleich, ohne eine
Antwort auf meine Frage zu riskieren, auf den Herrn Bereichsleiter, ihren Chef. Sie werde mein
Anliegen weiterleiten und ihr Vorgesetzter werde mich gerne zurückrufen.
Aber er ist anscheinend sehr beschäftigt und tut dies wieder nicht.
Also probiere ich am darauf folgenden Tag aufs Neue ihn zu erreichen.
Diesmal spreche ich mit einem Herrn, allerdings nicht mit dem Bereichsleiter, sondern mit einem
„einfachen“ Mitarbeiter des Teams Werte. Er wirkt sehr selbstsicher und jovial.
Wieder frage ich, was denn mit den Werten der Rechts- und Gesellschaftsordnung gemeint sei.
„Das sind die Werte, die der Gesetzgeber vorschreibt“, sagt der Herr bestimmt. „Aber was ist das
genau?“
„Naja, allgemeine Werte eben, die Säkularisation (er stockt, verhaspelt sich, ist anscheinend
unsicher, ob das das richtige Wort ist) der Gesellschaft, die Gleichberechtigung von Mann und Frau,
dass alle Menschen, egal welcher Rasse (sic!) oder Religion sie angehören, gleichberechtigt sind
usw.“
„Aber woher wissen die Menschen, dass das alles gemeint ist, wenn sie die „Integrationserklärung“
unterschreiben?
„Sie werden von uns aufgeklärt und erhalten bei der Orientierungsberatung Informationsmaterial in
verschiedenen Sprachen, Arabisch, Farsi usw., damit sie das gleich internalisieren können.“*
„Und das geht? Das sind ja ganz umfassende, komplexe, philosophische, juridische … Fragen. Ich
verstehe das nicht.“
„Die Leute müssen ja auch einen 8-stündigen Wertekurs besuchen. Da hören sie das dann alles noch
einmal. Sie müssen sich keine Sorgen machen!“Da kommt mir folgender Gedanke:
Vielleicht meint der Herr, ich sei eine besorgte Bürgerin, die befürchtet, Flüchtlinge könnten vom
ÖIF nicht genug zum Thema „Werte“ lernen…
„Aber sind denn nicht 8 Stunden auch zu wenig?“
„Ich habe selbst so einen Kurs besucht und ich kann Ihnen sagen, das funktioniert! Natürlich
können wir den Leuten in der Zeit nicht alles beibringen, Tiefenpsychologie (sic!) und Recht und
so, aber es gibt ja mehrere Integrationsmaßnahmen. “
„Wie wird denn überprüft, ob die Leute auch wirklich wissen, was sie im Kurs gelernt haben?“
„Gute Frage! Wie gesagt: Das ist ja nicht die einzige Integrationsmaßnahme. Die Leute können sich
ja auch freiwillig engagieren.“
„Wo denn?“
Der Herr verweist auf die Homepage vom ÖIF und sagt, das Ganze sei so ähnlich organisiert wie
der Zivildienst.
„Welche Qualifikationen muss man denn eigentlich haben, um in solchen Wertekursen zu
unterrichten?“
Ich merke, dass mein Gesprächspartner ungeduldig wird.
„Das sind Personen mit mehrjähriger Trainingserfahrung, vor allem im Fremdsprachenbereich.
Sagen Sie, arbeiten Sie für eine Organisation?“ fragt mich der Herr misstrauisch.
„Nein, ich kenne viele geflüchtete Menschen und interessiere mich deshalb für die Thematik.
Wer bildet eigentlich die TrainerInnen der Wertekurse aus?“
„Der ÖIF selber, wir sind der einzige Anbieter von Wertekursen in Österreich“, sagt der Herr stolz.
Jetzt können Sie mir noch eine Frage stellen, denn dann ist meine Dienstzeit vorbei.“
Es ist ca. 15.28.
„Sagen Sie, es gibt ja Sanktionen, bei Nichterfüllung der Integrationsmaßnahmen. Wer entscheidet
eigentlich darüber und was sind die Kriterien?“
„Das liegt nicht im Bereich des ÖIF. Er dokumentiert nur und leitet alles weiter an die Behörde.“
„Und welche Behörde ist das?“
„Das Sozialamt natürlich! Und jetzt ist es 15.30. Meine Dienstzeit ist um. Ich wünsche Ihnen ein
schönes Wochenende.“
„Das wünsche ich Ihnen auch. Auf Wiederhören!“
Mit dem Herrn Bereichsleiter habe ich noch immer nicht gesprochen.
*Zur Orientierungsberatung des ÖIF empfehle ich folgenden Artikel:
https://www.sosmitmensch.at/site/home/article/871.html

25.07.2017

Franz Kafka lässt grüßen (Teil I)- Im Labyrinth des ÖIF

Vorige Woche lese ich in einem Informationsblatt, das ich auf der Homepage vom ÖIF gefunden
habe, dass Asyl‐ und subsidiär Schutzberechtigte (ab dem vollendeten 15. Lebensjahr, denen der
Status nach dem 31.12.2014 zuerkannt wurde) eine Integrationserklärung unterschreiben müssen.
Damit verpflichten sie sich, „zum einen, die grundlegenden Werte der Rechts‐ und
Gesellschaftsordnung einzuhalten und zum anderen, dass sie der gesetzlichen Pflicht nachkommen,
an den angebotenen Deutsch‐ und Wertekursmaßnahmen teilzunehmen, mitzuwirken und diese
abzuschließen.“
Ich rufe spontan beim ÖIF an, weil es da ein paar Dinge gibt, die ich nicht verstehe.
Ich frage die Dame, was denn die „grundlegenden Werte der Rechts‐ und Gesellschaftsordnung“
seien. Sie sagt, darüber könne sie mir keine Auskunft geben, weil für diese Formulierung das
Ministerium zuständig sei. Ich solle mich ans Integrationsministerium wenden.
„Aber bei Ihnen unterschreiben die Menschen doch diese Erklärung. Wo genau passiert das denn?“,
frage ich.
„Bei der Orientierungsberatung. Die Menschen kommen in eines der Integrationszentren des ÖIF.
Dort werden sie beraten, welchen Sprachkurs sie besuchen sollen usw.“
„Aber wie geht das? Können das Ihre KollegInnen bei der Orientierungsberatung?“
„Nein, aber die schicken die Leute weiter zum Team Sprache, die machen die Sprachberatung.“
„Aha und – um auf meine Frage eingangs zurück zu kommen ‐ können mir Ihre KollegInnen von
der Orientierungsberatung sagen, was mit den „grundlegenden Werten der Rechts‐ und
Gesellschaftsordnung“ gemeint ist?“ „Naja, ich weiß nicht, ob die jetzt abheben, weil die sind
gerade so mit den Beratungen beschäftigt. Ich verbinde Sie mit dem Team Werte.
Ich werde mit einer Mitarbeiterin des Team Werte verbunden.
„Guten Tag, ich habe eine Frage. Können Sie mir bitte sagen, was die „grundlegenden Werte der
Rechts‐ und Gesellschaftsordnung“ sind?
„Naja, das sind z.B. das Sozialversicherungssystem, die Gleichberechtigung von Mann und Frau,
dass alle Menschen in Österreich die gleichen Rechte haben, die Demokratie …“
„Danke, wie lange dauern eigentlich diese Wertekurse?“
„8 Stunden“
„Und das alles kann man in 8 Stunden lernen? Das sind ja zum Teil philosophische, ethische,
juristische Fragen, die sehr komplex sind“.
„Naja, es gibt Dolmetscher.“
„Wer unterrichtet überhaupt in diesen Kursen? Was muss man dazu können?“ „Da muss man eine
Ausbildung machen.“
„Wo denn?“
„Bei einem externen Anbieter.“
„Und welcher ist das?“
„Bitte fragen Sie das meine Teamleiterin.“
„Wie lange dauert denn die Ausbildung?“
„Sie ist mehrwöchig. Fragen Sie bitte meine Teamleiterin.“„Ich habe gelesen, dass es Sanktionen gibt, wenn jemand nicht „mitwirkt“ oder die
Integrationsmaßnahmen nicht abschließt. Was heißt denn das und wer entscheidet das?“
„Naja, ich vermute die vom Magistrat. Aber fragen Sie meine Teamleiterin. Wenn Sie mir Ihre
Telefonnummer geben …“
„Ich bin in der nächsten Zeit schwer zu erreichen, geben Sie mir bitte die Durchwahl Ihrer
Teamleiterin.“
„Sie ist jetzt in einer Besprechung, aber am Montag ist sie wieder erreichbar.“
Immerhin habe ich erfahren, dass (ich hoffe, es stimmt) AsylwerberInnen und subsidiär
Schutzberechtigte, die seit Dezember 2014 eine Deutschprüfung geschafft haben, diese nicht ganz
wiederholen, sondern nur einen Werteteil nachmachen müssen. Woraus der genau besteht, weiß ich
leider nicht.
In Zukunft sollen die Werte lt. Auskunft einer der Damen vom ÖIF sowohl in den Deutschkursen,
als auch in den 8‐stündigen Kursen vermittelt werden.
Montag
Ich rufe unter der Nummer an, die mir ein paar Tage vorher gegeben worden war, weil viele meiner
Fragen noch immer offen sind.
Es hebt nicht die genannte Dame, sondern wieder eine einfache Mitarbeiterin des ÖIF ab und erklärt
mir, dass die Teamleiterin diese Woche auf Urlaub und deren Stellvertreterin erst wieder am
Mittwoch zu erreichen sei.
Auf meine Frage, was denn genau die „grundlegenden Werte der Rechts‐ und
Gesellschaftsordnung“ seien und wie man die in 8 Stunden lernen bzw. lehren könne, konnte auch
sie mir keine Antwort geben.
Auf meine Frage, womit denn die über 50 (!) auf der ÖIF‐Homepage aufgelisteten MitarbeiterInnen
des Teams Werte beschäftigt seien, antwortet sie: „mit administrativen Aufgaben“.
Fortsetzung folgt.

(ein_e DaZ-Lehrende_r)/ 7.10.2017

Falls ihr inspiriert worden seid: Kontakte: Team Werte ÖIF

Seminar ARBEITSRECHT für Deutschlehrende-“Arbeitsbedingungen sind doch gesetzlich geregelt, aber warum spüre ich das nicht?”

Viele Dinge sind rechtlich geregelt, allerdings wird dieses Recht nicht umgesetzt oder schlicht ignoriert. Wie wollen und können das ändern! Bitte ladet KollegInnen ein, zum Informieren, Vernetzen und Selbstermächtigen!

Wo: Österreichischer Gewerkschaftsbund, 1020 Wien, Johann Böhm Platz 1/ Raum: Marie Tusch
Wann: 11.1.18./ 18:00 Uhr – ca. 20:00 Uhr

Liebe KollegInnen der Bildungsbrache!
Speziell für den Bereich der Deutschlehrenden möchten wir euch zu einem Vortrags- und Diskussionsabend, zum Thema “Arbeitsrecht – gesetzliche Regelungen” einladen!

Als ArbeitnehmerIn ist es wichtig seine Rechte zu kennen, doch wie kann ich mich im Arbeitsrecht zurecht finden?
Wo finde ich Regelungen, die auf mich als ArbeitnehmerIn der Bildungsbrache zutreffen?
Wie kommen solche Regelungen zustande? Wozu ist ein Betriebsrat wichtig?
Warum gibt es gesetzliche und freiwillige Arbeitnehmerinteressensvertretungen?
Wer sind die gesetzlichen und freiwilligen ArbeitnehmervertreterInnen?
Wer verhandelt den Kollektivvertrag?

Auf all diese Fragen wollen wir am 11.01.2018 durch einen Vortrag von Kristina Schwartling, Regionalsekretärin der GPA-djp Region Wien und betreuende Wirtschaftsbereichssekretärin des WB 16 Wien mit anschließender Diskussion eine Antwort finden!

Wo: Österreichischer Gewerkschaftsbund, 1020 Wien, Johann Böhm Platz 1/ Raum: Marie Tusch
Wann: 18:00 Uhr – ca. 20:00 Uhr

Wir bitten aus organisatorischen Gründen um Anmeldung bis 20.12.2017 unter katharina.pirkfellner@gpa-djp.at. Aufgrund einer begrenzten Anmeldezahl bitten wir um rasche Anmeldung.